Iris Fleischhauer | |
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Feuerteich 3 96528 Schalkau | |
(036766) 21679 | |
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4.Klasse, 5. Klasse, 6. Klasse, 7. Klasse, 8. Klasse, 9. Klasse, 10. Klasse, 11. Klasse, 12. Klasse |
Geboren 1967 in Weimar. Nach dem Studium in Erfurt und 24jähriger Arbeit als Deutschlehrerin seit 2018 freischaffende Autorin in Schalkau/Südthüringen. |
„Unterwegs in Göllheim und Umgebung“, iatros-Verlag, 2107. „So ist das Leben“ Ein Lesebuch (Pseudonym Ella Anders), iatros-Verlag, 2016. „LichtBlicke – Gespräche mit bemerkenswerten Frauen“, iatros-Verlag, 2016. |
Schreibwerkstätten für alle Altersstufen und Schularten |
Leseprobe „Die Fremde“ Sie musste nur zwei Minuten warten, bis der Schulbus kam. Gestern waren es noch vier Minuten gewesen. Und davor war es deutlich länger. Sie stieg die drei Stufen bis zum Fahrer hoch und hielt diesem ihre Monatskarte hin, die in einem Plastikbeutelchen sicher verwahrt war. Katrin ging auf einen der freien Plätze zu, der ganz in ihrer Nähe war. In dem Augenblick aber, als sie sich setzten wollte, stellte jemand seine Tasche auf den Platz.
„Ilmwanderung“ ... Ich stelle mir vor, wie es gewesen ist, als Goethe ein Jahr vor seinem Tode noch einmal hier war. Als er hier stand, wo ich jetzt stehe. Ein erfülltes Leben lag hinter ihm; er hatte viel gearbeitet und viel erreicht. Jetzt konnte er sein ganzes Leben überschauen. Ilmenau und der Kickelhahn sind ihm nicht egal gewesen, er wollte beide noch einmal sehen. Und dann hat er sich hier nach oben fahren lassen, bat den Kutscher kurz vor dem Ziel anzuhalten, damit er, der 81jährige Goethe, die letzten Schritte alleine laufen konnte. Wie in jungen Jahren. In seiner typischen etwas nach vorne gebeugten Haltung, die Arme vielleicht auf dem Rücken verschränkt, ist er forschen Schrittes zu der Stelle geschritten, von der aus er die Stadt Ilmenau gut sehen konnte. Den Blick in die Weite gerichtet hat er ausgerufen: „Herrlich! Herrlich!“ Und dann haben ihn wohl doch die Emotionen übermannt. Mit einer leichten Handbewegung hat er seine Tränen hinweg gewischt. Und dann hat er der vielen Erlebnisse gedacht, die für ihn mit diesem Ort verbunden waren: Allem voran wird es die Erinnerung an Carl August gewesen sein, an den Freund, den Vertrauten, den Herzog. Erst im Alter hatte diese tiefe Freundschaft einige Risse bekommen; die Achtung und Wertschätzung des jeweils anderen verband sie aber bis zu ihrem Tode. Beide waren sie starke und charismatische Persönlichkeiten, die den anderen für ihr eigenes Fortkommen brauchten, in ihm in gewisser Weise auch den Rivalen sahen. Sich verantwortungsvoll in solch hohen gesellschaftlichen Kreisen wie dem Weimarer Hof und dem Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zu bewegen und mit Macht umgehen zu können, war nicht so einfach. Es ist Abend gewesen. Der Rauch der Meiler verschmolz mit dem aufkommenden Nebel. Ruhe legte sich über alles. Langsam verloren sich auch die letzten Geräusche in der heraufziehenden Nacht. Nur vereinzelt schien es, als bewege sich etwas im Geäst. Vielleicht ein vom Abendwind bewegter Zweig, der Vogelschlag eines Nachtvogels oder ein herabfallendes Blatt. Über allen Gipfeln
(Wieland, Oßmannstedt) ... Ebenso flink war sie wieder zurück. „Wer ist diese Sophie Brentano?“, rief sie noch im Gehen, dann setzte sie sich neben mich auf die Bank. Große dunkle Kinderaugen sahen mich fragend von der Seite her an. Ich überlegte einen Moment, welcher Teil der Geschichte für ihre Ohren geeignet ist. „Erzähl mir alles!“, strahlte sie mich an, als wenn sie Gedanken lesen könnte. |